Eine Liga der russischen Legionäre?

Viel virtuelles Papier wurde in den vergagenen Monaten verschwendet, um über den ewigen Streit zwischen der russischen Hockeyföderation (FHR) und der KHL zu berichten. Die FHR, an ihrer Spitze Vladislav Tretyak, der als Buhmann herhalten muss, hat einen einzigen Job: den russischen Hockey voranbringen. Es kann also keine Überraschung sein, dass sie sich für eine Kürzung des Ausländerkontingents (maximal 3 Spieler) einsetzen. Das ist nunmal die Aufgabe von Tretyak und Co. Die KHL wiederum wünscht sich seit längerem eine Anhebung des Kontingents (auf 7 Spieler). Die Rechtslage ist mir nicht ganz klar. Ist die KHL auf die Zustimmung der FHR angewiesen? Müssen beide Verträge aushandeln oder handelt es sich um reine Prinzipienfragen?

Die juristischen Belange interessieren mich hier weniger. Und auch der Ausgang des Streits schreit nicht unbedingt nach einer Diskussion, denn: das Ausländerlimit ist auch in der nächsten Saison auf 5 Spieler festgesetzt.  Viel Lärm um Nichts?

“Will there be any changes to the quota for foreign players?” 

“The clubs unanimously support strengthening the competition, but we must bear in mind the disappointing results at the Olympics. We will keep the limit of five foreign players per club. Russians who play for our non-Russian clubs will not be considered foreign, and these club rosters must include at least seven local players, including Russians. After two seasons, the minimum will be ten, including Russians, and this will open up more places for Russian players.”

Die FHR und KHL haben zwar am Limit nicht rütteln können, aber die Definition des Begriffs Ausländer geändert. Legionäre sind ab der Saison 2014/15 alle ausländischen Spieler mit Ausnahmen von Russen, die für einen nicht-russichen Klub auflaufen. Diese Spieler werden nun als „heimische Spieler“ gewertet. Ich tippe darauf, dass Zagreb von dieser Regel am meisten Gebrauch macht*. Zwei Fliegen mit einer Klappe.

Worin aber besteht das Paradox des Limits? In dem Moment, indem ich ein Angebot künstlich klein halte, treibe ich den Preis nach oben. In einem Klub, der 25 Stammplätze füllen kann, werden diese fünf Ausländerstellen plötzlich zum Ein und Alles der Klubführung. Die FHR ist sich dessen sicher bewusst. Die Ausländer, die es in die KHL schaffen, werden meistens in wichtigen Positionen eingesetzt. Warum sollte man sich sonst die Mühe machen und einen von fünf Plätzen an einen Spieler verschwenden, der nur gut genug für den dritten Block ist?

Nirgendwo steht geschrieben, dass man fünf Plätze mit Ausländern besetzen muss, aber das Limit wird trotzdem ausgereizt. Man erinnere sich an Lauris Darzins, der es gewagt hat, für längere Zeit verletzungsbedingt bei Traktor Chelyabinsk auszufallen und dessen Stelle daraufhin anderweitig vergeben wurde. Der Klub hatte seinen Rauswurf damit begründet (!), dass er einen wichtigen Platz besetzt und gab freimütig zu, dass man durchaus bereit gewesen wäre, auf Darzins‘ Genesung zu warten, wenn er doch nur Russe wäre (ob das tatsächlich so laufen würde, ist eine andere Frage). Aber Darzins‘ Fall zeigt sehr gut, wie symbolisch überhöht die Position der ausländischen Spieler durch das Limit ist.

Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe, aber die nächsten drei Klubs, die die KHL in der nächsten Saison bereichern werden, sind Lada Togliatti (ehemals VHL, aber vor mehreren Jahren aus der KHL abgestiegen), Jokerit Helsinki (ehemals liiga) und das Sochi-Team, das entweder nach Leoparden, Delfinen oder etwas komplett anderem benannt wird.

Wie der Ligabetrieb laufen wird, ob andere Klubs aussteigen und ob die Divisionen neu gemischt werden, steht noch in den Sternen.

*Zumal Medvescak gestern Linglet, Cheechoo, Svarny und Ellison an Dinamo Minsk verloren hat – dazu ein schöner Spruch aus einem Eishockeyforum: „Zagreb scoutet für die ganze Liga.“ Medvescak als Einstiegsdroge für die KHL!

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